Es ist eine Eigenart und auch ein Merkmal des York Ritus, dass in der Folge der Grade zuweilen – historisch gesehen – eine Umkehrung eintritt. Es wird Rückschau gehalten, neue Erkenntnisse gewonnen, die auf die vorher erhaltenen Grade zurückstrahlen, ja deren Deutung nunmehr erst zur Gänze möglich machen. Am Ende ist daher ersichtlich, dass trotz dieser historischen Rückwanderung der Aufstieg auf der symbolischen Leiter nicht unterbrochen, sondern fortgesetzt wurde. Auf diese Weise wird das Interesse an der Arbeit ständig aufrechterhalten und die Brüder dazu angeregt, sich immer wieder mit den Lehren des Bundes, sowie den Ritualen und ihrer Symbolik beschäftigen.

Besonders augenfällig ist das bei den kryptischen Graden der Fall. Zwei davon gehen historisch dem Königlichen Bogen voraus. Ihre Lehren wurden jedoch so lange aufgespart, weil der Kandidat sie jetzt, nach genügender Vorbereitung, mit grösstmöglicher Nutzwirkung für sich selbst aufzunehmen imstande ist.

 

Königlicher Meister

In diesem Grad lebt der Baumeister Hiram Abif noch. Er unterweist den Kandidaten nochmals über Sinn und Wert der Arbeit, sowie der Verpflichtung des Einzelnen. Er ergänzt und erweitert die Belehrung aber auch im Hinblick auf den würdigen Abschluss des Erdenlebens. Der Verlust, den die Freimaurerei durch seinen vorzeitigen Tod erlitt wird wieder vor Augen geführt. Es ist einer der eindrucksvollsten Grade dieser Lehrart, mit Inhalten die sich tief einprägen und nicht vergessen werden. Besonders der 3° und 7° erfahren durch ihn eine neue Veranschaulichung sowie eine Erläuterung und Vertiefung.

 

Auserwählter Meister

Diesem Grad liegt ein Vorkommnis zugrunde welches sich während des Tempelbaus ereignete. Er hängt auch eng mit dem Königlichen Bogen zusammen und ermöglicht ein tieferes Verständnis. Der Kandidat erwirbt das Recht die neun Bögen zu passieren, die ihn in den geheimen Raum unter dem Allerheiligsten führen und erfährt, welcher Schatz dort verborgen liegt. Das Ritual ist hochdramatisch und erweckt allein dadurch sehr grosses Interesse.

 

Höchst vortrefflicher Meister

Dieser Grad hat weder historischen noch symbolischen Zusammenhang mit den beiden anderen kryptischen Graden. Er bezieht sich auf Vorgänge bei der Belagerung Jerusalems durch die Babylonier. Im Ritual werden in drei eindrucksvollen Abschnitten die endgültige Zerstörung des ersten Tempels, die Verschleppung der Juden ins babylonische Exil, sowie deren Leben unter der Führung des Propheten Haggai und das Schicksal des Königs Zedekia von Juda vor Augen geführt und daraus die auch heute noch gültigen Lehren gezogen.

Dieser Grad ist optional. Er wurde früher nur als Ehrengrad an besonders verdiente Brüder verliehen. Heute kommt er nicht zwangsläufig in dieser Reihe vor, kann aber auf Antrag bearbeitet werden.